Integration-Wunsch und Wirklichkeit-Diskussion mit der türkischen Frauenrechtlerin Seyran Ates und Andrea Krueger MdL

Seyran Ates, Birgit Veith, Andrea Krueger MdL
Seyran Ates, Birgit Veith, Andrea Krueger MdL

Integration, Wunsch und Wirklichkeit

Unter diesem Thema fand der Bezirksdelegiertentag der Frauenunion Südbaden in Höchenschwand statt.
 Als Referentin war die türkischstämmige Frauenrechtlerin Seyran Ates eingeladen.

Seyran Ates war 1968 im Alter von sechs Jahren von Istanbul zu ihren Eltern nachBerlin-Wedding gezogen. Als Tochter eines kurdischstämmigen Vaters und einer türkischen Mutter wuchs sie mit vier Geschwistern, als Mädchen unterdrückt,  in einer Einzimmerwohnung auf.

„Uns gegenüber wohnte eine für die damalige Zeit typische Kommune, die sehr freizügig lebte und auch öfters nackt zu sehen gewesen waren“, erklärte Ates in ihrem Vortrag. Ihre Eltern, die einfache Leute ohne nennenswerte Bildung waren, hielten diese Leute und ihren Lebensstil  für das Abbild  aller Deutschen. Überhaupt konnten die, in meist ärmlichen Gebieten der Türkei angeworbenen Arbeiterfamilien, die Moral und sexuellen  Ausschweifungen „ der 68er“ , die so konträr zu ihren eigenen Lebensauffassung stand, nicht verstehen. Man habe sogar Angst vor diesen „verdorbenen“ Menschen gehabt und war bemüht gewesen, sich nicht mit ihnen einzulassen. „Ängstlich versuchte man die eigenen Kinder vor diesen verrohten Menschen zu schützen und sie von ihnen fern zu halten“, erläuterte Ates als einen Grund des jahrelang fehlenden Integrationswillens.

Der zweite Grund bestand aus Sicht von Seyran Ates darin, dass die meisten Zugezogenen damit rechneten irgendwann, wenn genug Geld gespart war, wieder nach Hause zurückzukehren. Um die Zeit des Aufenthalts gut zu überbrücken und sowenig wie möglich die eigne Identität zu verlieren, hatte man seine eigenen  Hotschas mitgebracht, die dafür sorgten, dass  der muslimische Glaube nicht unterging.“. „Leider fehlte auch jeglicher Wille, die deutsche Sprache zu erlernen“, bemängelte Ates, für die das Beherrschen der deutschen Sprache der Schlüssel zur Integration ist.

„Die Deutschen auf der anderen Seite sahen sich mit Menschen einer völlig rückständigen Kultur  konfrontiert, die ihre Frauen verschleierten und ihre Mädchen gnadenlos unterdrückten“, so Ates, die erklärte , dass verschleierte Frauen und unterdrückte Mädchen nicht typisch türkisch seien und man gerade in der Türkei sehr moderne und nicht verschleierte Frauen antreffe, diese  aber meist einer anderen Bildungsschicht angehörten. „Man darf nicht vergessen , dass zumindest die erste Generation der türkischen Einwanderer aus ländlichen Gebieten er Türkei stammten und bildungsfern waren.“ Ates bemängelt auch den heutigen Bildungsnotstand der zweiten und dritten  Einwanderungsgeneration, die ebenfalls grösstenteils aus ländlichen Gebieten der Türkei stammten. „Es fehlten und fehlen Kriterien, die nur Einwanderer zulassen für die Integration dank Bildung und Akzeptanz in der Deutschen Bevölkerung kein Problem ist.“ In einer fälschlicherweise als Toleranz deklarierten  Ignoranz seitens der Politik sind viele Jahre an Integrationszeit verpasst worden.

„Multikulti ist die organisierte Verantwortungslosigkeit“, hatte Ates schon früher erklärt.

 Die Integrationsbeauftragte des Landes Baden-Württemberg Andrea Krüger MdL, machte darauf aufmerksam,  dass Baden-Württemberg sich schon lange diesen Problemen stellt und auch als erstes Bundesland einen Fragebogen für Einwanderungswillige entwickelt habe.

Andrea Krüger machte sich für den Islamunterricht an deutschen Schulen stark.

„Welche Inhalte in Hinterhöfen vermittelt werden, können wir nicht kontrollieren, aber sehr wohl was an öffentlichen Schulen unterrichtet wird“, erklärte Krüger, die die sprachliche und gesellschaftliche Integration der hier rechtmäßig lebenden Zuwanderer, durchaus unter Wahrung deren kultureller Sonderheit, als ein zentrales Kernelement der Ausländerpolitik sieht.

Die von Innenminister Wolfgang Schäuble MdB im Jahre 2006 ins Leben gerufene Deustche Islamkonrerenz, deren Teilnehmerin Seyran Ates ist, werteten beide als positiv. Ein erster Schritt, um die gegenseitig bestehenden Vorurteile abzubauen, dem aber noch viele Schritte folgen müssen.
Die Kreisverbände der Frauenunion Südbaden werden das Thema in örtlichen Vertretungen weiter behandeln.

Helga Gund FU-Suedbaden


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